“Ich schreib dann mal ein Buch!” – ist es tatsächlich so einfach wie es sich anhört? Jain! Zuerst sollte man eine Idee haben. Aber wie geht es dann weiter? Den “richtigen” Anfang finden ist oft gerade für (angehende) Autoren besonders schwierig. Aber warum ist das so? Und wie kann man diese Hürde überwinden? Auch wenn ich (noch) nicht viel Erfahrung habe versuche ich hier, ein paar Antworten zu finden und zeige, wie ich vorgegangen bin – und auch weiterhin vorgehen werde …
Inhaltsverzeichnis
Aller Anfang ist schwer
Am Anfang steht die Idee. Sie ist vielleicht nur verschwommen und schwirrt irgendwo im Hinterkopf umher – doch sie ist da. Irgendwann wird sie vielleicht auch deutlicher und man hat den Wunsch, an ihr weiter zu arbeiten. Das ist die perfekte Grundlage, mit der sich (später) auch der Anfang finden lässt.
Einfach munter drauf los schreiben würde bei mir im reinsten Chaos enden. Ich brauche einen Fahrplan! Etwas, woran ich mich orientieren und durcharbeiten kann.
Den Fahrplan erstellen
Da ist es nun. Das weiße Blatt. In meinem Fall ist es sogar ein Blatt aus einem Skizzenblock. Daneben liegen Bleistift, Buntstifte und mein Füller mit blauer Tinte. Vom Schreiben des Textes bin ich jetzt noch sehr weit entfernt. Es ist der Teil des Schreibprozesses, den ich am spannendsten finde. Ich beginne eine Reise von der ich zu dem Zeitpunkt noch nicht weiß, wo sie hinführt. Ich fange an zu plotten!
Zentral und immer für mich sichtbar notiere ich mir dazu den Arbeitstitel, der schon bei der ersten Idee im Kopf herumspukt. Direkt darunter notiere ich die Grundidee in ein oder zwei Sätzen. Und dann geht es für mich so richtig los:
- Ich arbeite die Figuren aus. Aussehen, Charaktereigenschaften – ein ganzer Lebenslauf entsteht je Figur.
- Da ich im Bereich Fantasy schreibe, gehört für mich die Ausarbeitung der Orte ebenfalls dazu. Ich erfinde eine neue Welt. Wie sieht sie aus? Welche Schauplätze gibt es dort, die ich für meine Geschichte brauche? Kommen reale Orte hinzu? Wenn ja, welche und wie “tief” muss ich sie beschreiben?
- Stehen Figuren und Orte, arbeite ich die Handlungen aus. Dazu nutze ich gerne im ersten Schritt ein Mind Map, auf dem ich jedes einzelne Kapitel notiere und mit Stichworten versehe. Vom ersten bis zum letzten Kapitel steht der gesamte Handlungsablauf fest, bevor ich auch nur ein Wort geschrieben habe!
Sobald mein “Fahrplan” mit Figuren, Orten und Handlungen steht, schreibe ich übrigens direkt im nächsten Schritt das Exposé. So verzettle ich mich später nicht, wenn ich (zu) tief in der Geschichte stecke. Anschließend lege ich Plot und Exposé für ein paar Tage weg, um alles sacken zu lassen. Nach den paar Tagen schaue ich nochmal auf meine Notizen und mache möglicherweise ein paar Änderungen. Dann bin ich bereit mit dem Schreiben zu beginnen!
Nach dem Plot den Anfang finden
Schon wieder stehe ich vor einem weißen Blatt. Diesmal zwar auf dem Bildschirm über das Textverarbeitungsprogramm. Aber weißes Blatt bleibt weißes Blatt. Egal über welches Medium! Dank meines Fahrplans fällt es mir nun aber gar nicht mehr schwer, den ersten Satz zu schreiben. Den Anfang finden ist keine Herausforderung, sondern etwas, worauf ich seit dem Plotten ungeduldig brenne! Übrigens: Den Anfang finden ist für mich gerade deshalb nicht schwer weil ich genau weiß, dass er sich bis zur Fertigstellung noch (teilweise mehrfach) ändert! Bei Anessaiy (Band 1) Dunkle Zeiten war es sogar so, dass sich das gesamte erste Kapitel zwischen Rohfassung und veröffentlichtem Buch inhaltlich komplett geändert hat.
Die Idee auf Papier bringen
Wer seine Ideen auf das Papier bringen möchte, sollte sich wie schon beschrieben einen genauen Plan aufstellen. Das heißt, dass das Buch von Anfang bis Ende bereits durchstrukturiert ist, bevor der Autor seinen Anfang finden muss. Der Verlauf steht fest und auch die Handlungsstränge sind dem Autor bereits bekannt. Um dort hin zu kommen, kann man übrigens unterschiedliche Kreativitätstechniken nutzen. Ich selbst arbeite gerne mit dem Brainstorming, wobei ich
- den ersten Absatz detailliert durchspiele,
- aussagekräftige Überschriften und Zwischenüberschriften für die einzelnen Kapitel (und Unterkapitel) suche,
- manchmal mit einer Unterhaltung beginne oder
- den „Ort des Geschehens“ beschreibe.
Auch wenn der Buchanfang im ersten Schritt nicht über die Maßen gelungen erscheint, ist das kein Problem. Die Zeilen sind nicht in Stein gemeißelt und lassen sich jederzeit ändern. Allerdings kann es helfen, den Anfang zu finden – auch wenn er vorerst nicht ideal ist. Der zweite Satz läuft schon leichter von der Feder und die weiteren Absätze folgen (zumindest bei mir) nahezu von alleine.
Die Angst verlieren und damit den Anfang finden
Wer sich an das Projekt „das eigene Buch schreiben“ heranwagt, muss die Angst vor dem leeren Papier verlieren. Wer sich bewusst macht, dass es sich bei dem weißen Blatt um eine Chance handelt, findet auch häufig besser den Anfang: Leere Zeilen und weißer Hintergrund bedeuten, dass der Schriftsteller hier etwas neues, einzigartigen, wenn nicht sogar großartiges schaffen kann. Es ist die Chance, den Traum vom eigenen Buch zu erfüllen, die kreativen Ideen in ein literarisches Werk zu packen und möglicherweise eines Tages damit an die Öffentlichkeit zu gehen.
Foto © Martina Brunow Fotografie
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